Deine eigenen Texte korrigieren: die besten Tipps und Tricks + Checkliste

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Die eigenen Texte zu korrigieren, ist eine echte Herausforderung – selbst für Vielschreiber*innen und professionell Schreibende. Unser Gehirn kennt unsere selbstgeschriebenen Texte natürlich genau und korrigiert Fehler beim Lesen oft automatisch.

Ich selbst erlebe das immer wieder: Ich bereite zum Beispiel einen Zeitschriftenartikel vor, den ich in der Überarbeitungsphase gefühlte 50 Mal Korrektur gelesen habe. Aber in der letzten Korrekturfahne fällt mir auf, dass tatsächlich noch ein komplettes Wort in einem Satz fehlt.

Es gibt allerdings Tipps und Tricks, die uns helfen, unsere eigenen Texte sicher und effizient zu überarbeiten. Genau darum geht es in diesem Blogbeitrag.

Diese Fragen will ich hier beantworten: Wie lässt sich das Text-Überarbeiten effizient gestalten? Welche Methoden und Techniken gibt es? Wie kann man die Korrektur strukturieren? Wie lässt sie sich greifbar und vor allem messbar machen?

Los geht’s! 🙂


A. Warum du Überarbeiten nie mit Schreiben verwechseln solltest

Mache dir als Erstes bewusst: Überarbeiten ist eine andere Tätigkeit als Schreiben!

Warum? Weil wir beim Schreiben und Überarbeiten jeweils eine andere innere Haltung gegenüber dem Text einnehmen. Wir befinden uns sozusagen in einem anderem „Modus“.

Ich verwende dafür gerne zwei Bilder: Das Surfen, das fürs Schreiben steht. Und das Bildhauern, das fürs Überarbeiten und Korrigieren des Textes steht.

Schreib-Surfen – im Flow zur Rohversion

Beim Surfen lasse ich mich von der Welle tragen, ich werde eins mit dem Element Wasser. Ich bin im Hier und Jetzt, ganz fokussiert auf den Moment, bin im Flow: Ich vergesse Zeit und Raum, es gibt nur mein Board und die Welle (und ich denke vermutlich nicht an meine Einkaufsliste für später oder frage mich, wann ich endlich nach Hause gehen kann …).

Texte korrigieren: Schreiben ist wie Surfen

Im Idealfall schreibe ich auch so die Rohversion meines Textes: Ich komme in den Flow, lasse alles zu Blatt kommen (ob Papier oder digital), was ich zu meinem Thema weiß, gelesen oder erfahren habe. Ich lasse mich nicht stören im Schreibfluss – auch nicht von dem Impuls, das Geschriebene direkt zu korrigieren oder noch schnell einen inhaltlichen Punkt nachzuschlagen. Stattdessen haue ich mit Schwung erst einmal alles in die Tasten (meistens schreibe ich ja doch am PC). Mit dem beruhigenden Gedanken, dass ich später meinen Text Schritt für Schritt überarbeiten kann. Jetzt bin ich fokussiert auf meine Gedanken und die Wörter. Im besten Fall werde ich nicht abgelenkt durch Telefon, E-Mail und Co.

Tipp:
Um beim Schreiben in den Flow zu kommen, mache ich mir vorher Gedanken, was und wie ich schreiben will. Ich erstelle zum Beispiel bei fast jedem längeren Text im Vorfeld ein Cluster und ggf. eine Mindmap. Dabei sammle ich in freier Assoziation Ideen und Gedanken (Cluster) und ordne diese anschließend, wenn ich noch mehr Struktur benötige (Mindmap). Danach kann ich beim Schreiben der Rohversion alles aufschreiben und fließen lassen.

Manchen Schreibenden hilft es auch, eine grobe Gliederung in Stichpunkten zu erstellen oder kleine Texte im Notizen-Format zu sammeln (vor allem, wenn zum Schreibthema auch Recherche nötig ist).

Schritt für Schritt zur Text-Skulptur

Ganz anders als das Schreiben fühlt sich das Überarbeiten und Korrigieren an. Hier geht es zu wie in einer Bildhauerei-Werkstatt.

Texte korrigieren: Korrigieren ist wie Bildhauern

Beim Bildhauern beginne ich mit einem großen, unbearbeiteten Steinblock. Mit viel Schweiß und Arbeit schlage ich zunächst grobe Steinbrocken ab. Dann schlage ich mich buchstäblich immer weiter durch, hinein ins Detail, bis ich schließlich ganz feine, filigrane Formen und Oberflächen bearbeite.

Ich verwende dafür unterschiedliche Werkzeuge: Am Anfang vielleicht einen groben Hammer und Meißel, am Ende feine Schleifwerkzeuge. Dabei habe ich einen prüfenden Blick: Immer wieder gehe ich ein paar Schritte zurück, schaue, ob die werdende Skulptur meinen Vorstellungen entspricht. Vielleicht schaue ich auch noch einmal auf meine Skizze. Ich gleiche also immer wieder die entstehende Skulptur mit meinen Plänen ab.

Ähnlich ist die Text-Überarbeitung: Am Anfang habe ich eine grobe, unbearbeitete Textmasse, die ich zuvor im Schreibfluss geschrieben habe. Diese Textmasse bearbeite ich jetzt, mit verschiedenen Werkzeugen. Ich fange an mit den groben Textebenen und arbeite mich immer weiter vor zu den feinen Details. Jetzt darf auch meine innere Kritikerin zu Wort kommen (vorher, beim Schreiben, bitte nicht!).

Sei geduldig mit dir

Diese Aufteilung in Schreiben (Surfen) und Überarbeiten (Bildhauern) hilft dir dabei, kreative und verständliche Texte zu schreiben. Eine hundertprozentige Trennung zwischen Schreiben und Überarbeiten gelingt aber vermutlich nicht immer – und das ist auch normal. Vielleicht korrigierst du doch schon hier und da beim Schreiben im Flow. Oder während der Überarbeitung fällt dir ein Punkt auf, zu dem du noch einen Absatz schreiben willst. Dieses „Schleifen“-Drehen gehört beim Schreiben dazu.

Die Idee ist aber, sich das „Surfen-Bildhauern-Modell“ als Vorbild zu nehmen – und zu üben, im Schreibfluss eine Rohversion zu schreiben, ohne eine halbe Stunde an einem Satz herumzudoktern. Weil erst im Schreibflow deine Schreibstimme, dein Stil in den Text fließen und neue Ideen entstehen können. Durch die separate Korrektur im Anschluss kannst du dann den Text strukturierter und mit frischerem, auch kritischem Blick lesen – und das Beste für deine Leser*innen daraus machen. Für diese schreiben wir schließlich. 🙂

Zusammengefasst:

  1. Bevor du mit dem Schreiben deiner Rohversion loslegst, mache dir Gedanken, was und wie du schreiben willst (zum Beispiel mithilfe von Cluster, Mindmap, Gliederungs-Stichpunkten).

  2. Mache dir dann bewusst, dass du in der ersten Phase deinen Text schreibst – und erst in der zweiten Phase, wenn dein Text fertig geschrieben ist, überarbeitest und korrigierst.

  3. Deinen Text schreibst du idealerweise im Schreibfluss: Du bringst alles zügig aufs Papier oder ins Textverarbeitungsprogramm, was du zu deinem Thema weißt, gelesen oder erfahren hast. Genieß den Flow und lass dich tragen (Surf-Modus!).

  4. Versuche beim Schreiben, dem Impuls zu widerstehen, schon direkt das Geschriebene zu korrigieren. Schreibe erst einmal alles auf, ohne Zensur, ohne innere*n Kritiker*in. Schreibe dein „shitty first draft“ (so nennt die amerikanische Autorin Anne Lamott ihre Rohversionen, die sie im Schreibflow verfasst und die die Basis bilden für richtig gute Texte).

  5. Dein Text ist fertig geschrieben und enthält alle Punkte, die dir wichtig sind? Dann kannst du dich jetzt, aber wirklich erst jetzt, an die Überarbeitung machen. Jetzt darfst du bildhauern. 🙂

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B. Schritt-für-Schritt-Überarbeitung – deine Checkliste

Die Schritt-für-Schritt-Überarbeitung ist deine Werkzeug-Sammlung, um die Text-Korrektur strukturiert und effizient anzugehen. 

Sie ist super, weil das Überarbeiten damit greifbar und übersichtlich wird. Du kannst es besser planen: Etwa an einem Tag die ersten beiden Schritte erledigen, am zweiten die letzten beiden.

Außerdem hast du damit ein Maß, an dem du dich orientieren kannst. Du fragst dich nicht mehr „Ist der Text jetzt gut genug, ist er fertig korrigiert?“. Vielmehr kannst du die einzelnen Schritte durchgehen und die Überarbeitung Schritt für Schritt wie eine Checkliste abhaken. Am Ende weißt du, dass du dir alle wichtigen Punkte angesehen hast.


1. Inhalt

Du hast deinen Text im Schreibflow geschrieben? Dann prüfe jetzt im ersten Schritt der Korrekturphase, ob inhaltlich alles stimmt.

Stelle dir dazu die folgenden Fragen:

  • Ist der Text insgesamt stimmig und nachvollziehbar?
  • Enthält der Text alle Aussagen, die mir wichtig sind?
  • Fehlen wichtige Punkte?
  • Gibt es überflüssige Infos oder unnötige Wiederholungen?
  • Gibt es widersprüchliche Stellen?


2. Struktur

Im zweiten Schritt, nachdem du deinen Text auf das Inhaltliche geprüft hast, überarbeitest du die Struktur.

Dabei helfen diese Fragen:

  • Folgt im Text das, was in der Einleitung angekündigt wurde?
  • Ist der rote Faden nachvollziehbar?
  • Führe ich die Leser*innen gut durch den Text?
  • Ist der Text logisch und nachvollziehbar gegliedert?
  • Sind die Sätze und Absätze sinnhaft miteinander verbunden und gehen nachvollziehbar ineinander über?
  • Benötigt mein Text Zwischenüberschriften  habe ich ggf. zu viele gesetzt?


3. Stil

Erst im dritten Schritt bearbeitest du die sprachliche Ebene und schaust dir den Stil an.

Orientiere dich an diesen Fragen:

  • Sind die Sätze verschachtelt oder zu lang?
  • Ist im Hauptsatz die Hauptaussage, im Nebensatz die erläuternde Information?
  • Verwende ich zu viel Passiv (wo Aktiv besser wäre)?
  • Gibt es Wortwiederholungen, wo ein Synonym schöner wäre?
  • Habe ich Floskeln verwendet?
  • Gibt es überlange, umständliche Wörter?
  • Gibt es Fachwörter, die ich erklären muss?
  • Habe ich zu oft den Nominalstil verwendet und kann Wörter mit der Endung „-ismus“, „-ung“, „-schaft“, „-keit“ oder „-heit“ durch Verben ersetzen?
  • Enthält der Text Stellen, die langweilig sind und die ich noch lebendiger gestalten kann, z. B. durch ein Beispiel oder einen Vergleich?
  • Kann ich die Satzzeichen noch mehr variieren?


4. Formale Fehler

Zuletzt, wenn du mit Inhalt, Struktur und Stil zufrieden bist, korrigierst du die formalen Fehler.

Dazu zählen:

  • Flüchtigkeitsfehler, etwa Buchstabendreher
  • Rechtschreibfehler, z. B. Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung
  • Satzzeichenfehler
  • Doppelte Leerzeichen


Tipp:
Du bist kein Rechtschreib-Nerd und hast das Gefühl, dass du nicht alle formalen Fehler siehst? Vielleicht hast du Kolleg*innen oder Freund*innen, die dich dabei unterstützen können. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, kommt vielleicht ein Lektorat oder Korrektorat für dich in Frage. Oder ein Seminar zur Rechtschreibung (Die Akademie der Deutschen Medien bietet zum Beispiel einen „Crashkurs Deutsche Rechtschreibung“ an).

Grafik: Schritt für Schritt Text überarbeiten


C. 5 weitere Tipps und Tricks fürs effiziente Korrigieren

Neben der Schritt-für-Schritt-Überarbeitung gibt es noch weitere Tipps und Tricks, die dir das Text-Korrigieren erleichtern können. Sie helfen dir, mehr Fehler zu sehen und damit die Qualität deines Textes zu steigern.

1. Text liegen lassen

Lasse deinen Text nach dem Schreiben einige Zeit liegen. Das heißt: Plane zwischen dem Schreiben deines Textes und dem Überarbeiten eine Pause ein. Am besten sind mehrere Tage – aber auch schon eine Nacht drüber schlafen hilft. Wenn du unter Zeitdruck stehst, nutze zum Beispiel deine Mittags- oder Kaffeepause. Am besten machst du in der Zeit etwas anderes und denkst nicht an deinen Text.

Warum diese Methode funktioniert? Weil unser Gehirn unseren selbstgeschriebenen Text genau kennt. Wenn wir ihn direkt nach dem Schreiben überarbeiten, dann korrigiert es automatisch Fehler. Es stellt zum Beispiel den Buchstabendreher richtig und ergänzt ein fehlendes Wort in einem Satz, ohne dass uns das bewusst ist beim Lesen. Doch mit etwas Abstand haben wir einen frischen Blick, das Hirn durfte die Details „vergessen“ und sieht so mehr Fehler im Text.

2. Text optisch verfremden

Unser schlaues Hirn liebt es also, Fehler in unseren eigenen Texten zu korrigieren, ohne dass wir es merken. Aber wir schlagen ihm ein Schnippchen, wenn wir unseren Text für die Überarbeitung optisch verfremden. Dafür änderst du in deinem Textverarbeitungsprogramm Folgendes:

  • Die Schriftart (idealerweise eine serifenlose Schrift)
  • Die Randbreite (idealerweise ein möglichst breiter Rand)
  • Den Zeilenabstand (idealerweise mind. 1,5 pt)
  • Die Farbe von Schrift oder Hintergrund

Indem wir den Text optisch verfremden, wird unser Gehirn gefordert, ihn „neu“ zu lesen und zu verarbeiten – und mehr Fehler zu sehen.

3. Text ausdrucken

Drucke deinen Text für die Korrektur aus, vor allem für den letzten Schritt, beim Korrigieren von formalen Fehlern. Digital lesen und auf Papier lesen unterscheidet sich. Ich selbst finde beim Lesen auf Papier immer noch mindestens einen Fehler, den ich vorher bei intensiver digitaler Korrektur nicht gesehen habe.

4. Ort wechseln

Probiere auch aus, einfach mal den Ort zu wechseln. Dich fürs Text-Korrigieren also an einen anderen Ort zu begeben als zum Schreiben. Ein neuer Ort kann die Denkperspektive verändern – und dich so bei der Korrektur unterstützen.

5. Feedback einholen

Wenn es dir möglich ist, hole dir auch Feedback von außen zu deinem Text. Das kann schon bei Schritt 1 sein, wenn es um den Inhalt geht: Vielleicht lässt du deinen Fachbeitrag von Kolleg*innen inhaltlich gegenchecken. Vielleicht hast du auch Freund*innen, die in Rechtschreibung fit sind: So erhältst du Feedback zu formalen Fehlern im letzten Korrektur-Schritt.


D. (Online-)Tools

Meine Lieblings-Tools zum Online-Nachschlagen


Einfach mal ausprobieren:


Diese Bücher sind meine Favoriten, wenn es ums Korrigieren und gute Texte geht:


Fazit

Übung macht bekanntlich Meister*innen. Probiere einfach mal aus, deine Rohversion im Schreibfluss zu verfassen, dich von den Gedanken und Wörtern tragen zu lassen. Und erst im Anschluss deinen Text zu korrigieren.

Je öfter du dann die Schritt-für-Schritt-Überarbeitung anwendest, um so intuitiver und effizienter wird die Korrektur deiner eigenen Texte. Vielleicht benötigst du die einzelnen Fragen irgendwann gar nicht mehr.

Wahrscheinlich kannst du mit einiger Übung auch die Zeit, die du fürs Überarbeiten benötigst, immer besser einschätzen. Das hilft dir bei der Zeitplanung deiner Schreibprojekte. (Als Faustregel gilt übrigens: Mindestens genauso viel Zeit fürs Überarbeiten einplanen wie fürs Schreiben.)

Viel Spaß beim Surfen und Bildhauern! 🙂

Was sind deine Tipps und Tricks fürs Text-Korrigieren? Schreib mir gern im Kommentar.

Headerbild: unsplash.com / Jess Bailey
Bild Surfer: unsplash.com / Jeremy Bishop
Bild Bildhauer: pixabay.com / ottawagraphics


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